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Thiamazol gehört zur Wirkstoffgruppe der Thyreostatika und führt als sogenannter Iodisationshemmer zu einer Blockade der Biosynthese von Schilddrüsenhormonen. Der Wirkstoff wird vor allem bei der konservativen Therapie der Hyperthyreose angewendet.
Thiamazol 5 mg Tabletten (Zum Einnehmen)Thiamazol 10 mg Tabletten (Zum Einnehmen)Thiamazol 20 mg Tabletten (Zum Einnehmen)
Thiamazol: Übersicht
Anwendung
Wirkmechanismus
Pharmakokinetik
Dosierung
Nebenwirkungen
Wechselwirkungen
Kontraindikation
Schwangerschaft
Stillzeit
Verkehrstüchtigkeit
Anwendungshinweise
Alternativen
Anwendung
Thiamazol ist ein Thyreostatikum, das angewendet wird um eine euthyreote Stoffwechsellage innerhalb folgender Indikationen herzustellen:
- Konservative Hyperthyreose-Therapie: Insbesondere bei kleiner oder fehlender Struma sowie bei jüngeren Patienten ab einem Alter von 2 Jahren
- Operationsvorbereitung bei allen Formen der Hyperthyreose
- Vorbereitung bzw. Intervalltherapie ergänzend zu einer Radioiodtherapie
- Prophylaktische Behandlung latenter Hyperthyreosen, autonomer Adenome und amnestisch bekannter Hyperthyreose, wenn eine Iodexposition beispielsweise durch iodhaltige Diagnostika unumgänglich ist
- Thyreotoxische Krise
Anwendungsart
Die Anwendung von Thiamazol erfolgt hauptsächlich oral in Form von Tabletten, die unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden.
Bei der Behandlung eines durch eine Schilddrüsenüberfunktion bedingten Komazustandes (thyreotoxische Krise, Basedow-Koma), sowie bei allen Formen der Schilddrüsenüberfunktion, bei denen eine orale Therapie nicht möglich ist, kann Thiamazol auch intravenös appliziert werden.
Wirkmechanismus
Die Wirkung von Thiamazol beruht auf der Hemmung der Iodisation in der Schilddrüse, bei der aufgenommenes Iodid zu Iod umgewandelt und dann in Thyreoglobulin, der Vorstufe der Schilddrüsenhormone, eingebaut wird. Durch die Blockade der Thyroidperoxidase durch Thiamazol wird die Kopplung von Iod an Tyrosinreste im Thyreoglobulin verhindert. Infolgedessen wird die Biosynthese von Triiodthyronin und Levothyroxin gehemmt und somit der Hormongehalt der Schilddrüse und auch der Blutspiegel der Schilddrüsenhormone gesenkt.
Thiamazol hat aufgrund dieses Wirkmechanismus keinen Einfluss auf eine Hyperthyreose, die durch Hormonfreisetzung nach Destruktion von Schilddrüsengewebe beispielweise nach Radioiodtherapie oder durch Thyreoiditis verursacht wird.
Es gibt Hinweise auf eine immunsuppressive Wirkung von Thiamazol, welche insbesondere beim autoimmunbedingten Morbus Basedow von Bedeutung sein könnte.
Pharmakokinetik
Resorption
Thiamazol wird nach oraler Einnahme gut resorbiert. Der vollständige Wirkeintritt von setzt erst nach ca. 1 bis 2 Wochen ein, da zunächst die Hormonspeicher der Schilddrüse aufgebraucht werden.Trotz einer relativ kurzen Plasmahalbwertszeit, die zwischen 2 und 8 Stunden angegeben werden, hält die thyreostatische Wirkung von Thiamazol etwa 24 Stunden an. Trotz schwankender Serumspiegel wird in der Schilddrüse ein konstantes Konzentrationsplateau erreicht. Grund dafür ist wahrscheinlich die Sättigung der aktiven Aufnahme. Maximale Serumspiegel werden nach 0,4 bis 3 Stunden erreicht.
Verteilung und Metabolismus
Die Plasmaeiweißbindung von Thiamazol ist vernachlässigbar. Die Metabolisierung erfolgt vor allem durch S-Oxidation und Glucuronidierung. Über die pharmakologische Aktivität der Metaboliten liegen derzeit keine Erkenntnisse vor.
Elimination
Die Abbauprodukte des Thiamazols werden hauptsächlich renal und zu einem geringen Teil auch biliär eliminiert. Die fäkale Exkretion ist gering, was auf einen enterohepatischen Kreislauf hindeutet.
Dosierung
Die Dosierung von Thiamazol erfolgt individuell in Abhängigkeit von der Stoffwechsellage des Patienten, wobei insbesondere die TSH-Spiegel beobachtet werden. Die Dosisempfehlungen sind deshalb unterschiedlich.
Es erfolgt entweder eine Monotherapie mit 2,5 bis 10 mg Thiamazol oder es wird eine Initialdosis von 10 bis 40 mg verabreicht und nach 3 bis 8 Wochen, bei Erreichen einer euthyreoten Stoffwechsellage, auf eine Erhaltungsdosis von 2,5 bis 10 mg pro Tag reduziert. Die Initialdosis wird dabei auf mehrere Einzeldosen verteilt, während die Erhaltungsdosis auf einmal eingenommen werden kann.
Bei Kindern (über 3 Jahren) und Jugendlichen muss die Dosis anhand des Körpergewichts (0,5 mg/kg) ermittelt werden. Die Einnahme erfolgt dann aufgeteilt auf 2 bis 3 Einzeldosen und darf eine Gesamtdosis von 40 mg pro Tag nicht überschreiten.
Zur prophylaktischen Behandlung latenter Hyperthyreose, autonomer Adenome und anamnestisch bekannter Hyperthyreose bei Iodexposition werden 10 bis 20 mg Thiamazol über 8 bis 10 Tage eingenommen.
Bei thyreotoxischer Krise werden initial 2 Ampullen mit je 40 mg Thiamazol intravenös verabreicht. Es folgt eine Dauerinfusion mit 120 bis 240 mg pro Tag.
Bei Patienten mit Leberinsuffizienz ist die Elimination von Thiamazol vermindert, sodass die Dosis möglichst gering gehalten werden soll.
Nebenwirkungen
Die Nebenwirkungen von Thiamazol sind annähernd dosisabhängig. Ein Teil der Nebenwirkungen wie Haarausfall, Psychosen, Leukopenie, Thrombozytopenie, Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Erhöhung der alkalischen Phosphatase können auch durch die Hyperthyreose begründet sein. Eine Differenzierung, ob die Ursache in der Krankheit oder den Nebenwirkungen des Arzneimittels liegt, ist nicht eindeutig möglich.
Sehr häufig treten allergische Hauterscheinungen wie Pruritus, Exanthem und Urtikaria in leichter Verlaufsform auf. Häufig führt die Anwendung von Thiamazol zu Arthralgien und Myalgien.
Wechselwirkungen
Direkte Wechselwirkungen von Thiamazol mit anderen Arzneimitteln sind nicht bekannt. Iodmangel erhöht und Iodüberschuss vermindert das Ansprechen des Patienten auf Thiamazol.
Es ist jedoch zu beachten, dass bei einer Hyperthyreose der Metabolismus und die Elimination anderer Arzneimittel beschleunigt sein können. Mit zunehmender Normalisierung der Schilddrüsenfunktion normalisieren sich diese und es müssen gegebenenfalls Dosisanpassungen vorgenommen werden. Außerdem gibt es Anzeichen dafür, dass sich bei hyperthyreoten Patienten durch die Verbesserung der Hyperthyreose die erhöhte Aktivität von Antikoagulanzien normalisiert.
Kontraindikation
Bei der Gabe von Thiamazol sind folgende Kontraindikationen zu beachten:
- Überempfindlichkeit gegen Thiamazol oder andere Thioharnstoff-Derivate
- Mäßige bis schwere Blutbildveränderungen (Granulozytopenie)
- Vorbestehende Cholestase, deren Ursache nicht die Hyperthyreose ist
- Frühere Knochenmarksschädigung durch Thiamazol oder Carbimazol
- Akute Pankreatitis in der Vorgeschichte bei der Behandlung mit Thyreostatika
- Retrosternale Struma aufgrund der Gefahr einer Luftröhrenkompression
- Kombinationsbehandlung mit Thiamazol und Schilddrüsenhormonen in der Schwangerschaft
Schwangerschaft
In der Schwangerschaft ist die angemessene Behandlung einer Hyperthyreose notwendig. Thiamazaol ist jedoch plazentagängig und das Fehlbildungsrisiko ist bei hohen Dosen vor allem im ersten Trimenon erhöht. Daher sollte eine Behandlung nach individueller Nutzen-Risiko-Bewertung erfolgen und sowohl die Mutter als auch der Fetus engmaschig überwacht werden. Die Dosierung sollte möglichst niedrig gewählt werden, zwischen 2,5 bis maximal 10 mg Thiamazol pro Tag. Die gleichzeitige Einnahme von Thiamazol und Schilddrüsenhormonen ist während der Schwangerschaft kontraindiziert.
Stillzeit
Thiamazol geht in die Muttermilch über und kann dort dem mütterlichen Serumspiegel entsprechende Konzentrationen erreichen, sodass die Gefahr einer Schilddrüsenunterfunktion beim Säugling besteht. Das gleichzeitige Stillen bei der Einnahme des Wirkstoffs ist möglich, allerdings sollte die Dosierung 10 mg pro Tag nicht überschreiten und ohne zusätzliche Gabe von Schilddrüsenhormonen erfolgen. Die Schilddrüsenfunktion des Säuglings sollte zudem regelmäßig überwacht werden.
Verkehrstüchtigkeit
Es ist kein Einfluss von Thiamazol auf die Verkehrstüchtigkeit bekannt.
Anwendungshinweise
Da es unter der Behandlung von Thiamazol gelegentlich (in etwa 0,3 bis 0,6 % der Fälle) zu einer Agranulozytose kommen kann, sollten die Patienten auf entsprechende Anzeichen wie Pharyngitis, Tonsilitis, Stomatitis und Fieber hingewiesen werden. Bei diesen Symptomen sind ein schnellstmöglicher Arztbesuch und Therapieabbruch nötig.
Alternativen
Thiamazol ist der aktive Metabolit von Carbimazol. Bei einer Umstellung ist die Äquivalenzdosis von 6 bis 7 mg Thiamazol zu 10 mg Carbimazol zu beachten.
Bei einer Unverträglichkeit gegen Thiamazol können alternativ Propylthiouracil oder Perchlorat eingesetzt werden. Eine Umstellung auf Carbimazol wird aufgrund der nahen Strukturverwandtschaft bei Unverträglichkeit gegen Thiamazol nicht empfohlen.
Wirkstoff-Informationen
Molare Masse:
114.17 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 5.0 H
Q0-Wert:
0.9
Autor:
Janina Seiffert (Apothekerin)
Stand:
21.08.2020
Quelle:
[1] Geisslinger, Menzel, Gundermann, Hinz, Ruth (2020) Mutschler Arzneimittelwirkungen, 11. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
[2] Steinhilber, Schubert-Zsilavecz, Roth (2010) Medizinische Chemie, 2. Auflage, Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart
[3] Fachinformation: Thiamazol 5 mg HEXAL®, Tbl. (02/2019)
[4] Fachinformation: Thiamazol 5 mg Henning® Filmtabletten (02/2019)
[5] Fachinformation: Methizol® SD 5 mg Tabletten, (01/2019)
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